
Reisebericht Namibia
Auszüge aus dem Tagebuch von Reto Häberli
Reto Häberli leitete im Oktober 2023 die Intertreck- Namibiareise
Ich öffne die Augen und über mir erstrahlen Millionen von Sternen. Eine kaum vorstellbare Ruhe hat sich über unseren Schlafplatz gelegt. Langsam geht die Nacht in die Dämmerung über und die roten Felsen erhalten Ecken und Kanten. Die Vögel begrüssen den anbrechenden Tag und die Sonne sendet die ersten warmen Strahlen in unser Camp im Damaraland. Heute haben wir unter freiem Himmel geschlafen. Warum? Einfach weil es so schön ist! Kurz nach Sonnenaufgang blubbert auch schon die Bialetti Kaffeemaschine auf dem Gaskocher und verströmt einen herrlich aromatischen Duft.
Zu den Wüsten-Elefanten
Nach einem gemeinsam zubereiteten Frühstück fahren wir ins ausgetrocknete Ugab Flussbett, mit dem Ziel die Wüstenelefanten zu finden und zu beobachten. Wir finden frische Spuren von ein paar Bullen, die auf der Suche nach einer Lady sind. So drückt sich Herman aus, ein lokaler Ranger, der uns durch das Damaraland begleitet. Die Junggesellen bewegen sich nach Osten. Da sie sehr wahrscheinlich der Elefantenherde folgen, machen wir uns ebenfalls nach Osten auf den Weg. Bei einer der wenigen natürlichen Wasserquellen im Ugab Fluss steht die ganze Herde im satten grünen Gras, das einen starken Kontrast zur umliegenden Wüste mit den roten und grauen Farbtönen ergibt. Die Elefanten geniessen es sichtlich, sich zu duschen und sich im Schlamm zu baden. Die eintrocknende Schlammschicht schützt die dicke und doch sensible Haut vor der sengenden Sonne Namibias.

Wasserloch

Gruppenbild
Antilopen, Hippos und eine reiche Vogelwelt
Am Kwando Fluss haben wir unser gemütliches Camp bei einer Lodge unter hohen Bäumen aufgeschlagen. Der Blick schweift über das Schilf und die schmalen Wasserläufe, die ersten Lechwe Antilopen zeigen sich auf den Riedinseln. Auf der folgenden Bootstour steuern unsere Führer die Boote durch die Untiefen und weichen auch den Flusspferden sehr vorausschauend aus. Flusspferde attackieren gerne, wenn sie sich gestört fühlen. Aus gebührendem Abstand beobachten wir die grosse Herde Hippos und warten geduldig auf das obligate „offene Maul mit den scharfen Zähnen“ Foto. Eine reiche Vogelwelt ist hier ebenfalls beheimatet und der Schreiseeadler macht mit seinem Geschrei seinem Namen alle Ehre. Eine Kolonie bunter Scharlach Spints hat sich am Flussufer eingenistet und entzückt uns mit ihrer Flugkunst. Zurück in unserem Camp bereiten wir das Nachtessen auf dem offenen Feuer zu. «
Das Gemüsecurry benötigt eine etwas längere Kochzeit als erwartet, was jedoch von allen Teilnehmenden akzeptiert wird. Wir sitzen schliesslich gemütlich bei einem Glas Rotwein und der Gesprächsstoff geht uns nach einem so erlebnisreichen Tag nicht aus.
Die Namib-Wüste mit grünen Oasen
Für einmal lassen wir unsere Toyota Hilux stehen und lassen uns chauffieren. In der Bucht der Walvis Bay tummeln sich Robben, Pelikane, Flamingos sowie die eher unscheinbare Pfuhlschnepfe. Sie ist Weltrekordhalterin im Nonstop Flug. Ein gechiptes Exemplar ist von Alaska nonstop nach Neuseeland geflogen, 11600 km, in nur acht Tagen. Eine kühle Brise weht vom Meer ins Landesinnere. Es ist beinahe zwanzig Grad kühler als die letzten Tage. Wir nähern uns dem Namib-Naukluft NP. Bei idealen Bedingungen ist es möglich am Strand entlang, bis zum Sandwichharbour zu fahren. Die grossen Dünen der Namib Wüste treffen hier direkt auf das Meer. Gefangen zwischen den hohen Dünen linkerhand und den brechenden Wellen des Atlantiks rechterhand, rasen wir nach Süden. Steckenbleiben liegt nicht drin, denn die Flut ist schon am Hereinrollen. Geschafft, wir erklimmen eine Düne und geniessen einen Stehlunch mit frischen Austern und einem Glas Champagner. Unser Blick schweift über Sandwichharbour, einer kleinen grünen Oase zwischen Wüste und Ozean. Nun gilt es sich festzuschnallen und sich festzuhalten. Eine rasante Achterbahnfahrt» über die Dünen bringt uns zurück nach Swakopmund.
November 2023, der Reiseleiter Reto Häberli

Flusspferd am Fluss

Elefanten und Giraffen